Substanz
Heroin wird in der Szene auch Schore, H (engl., sprich „Äitsch“), Gift oder Braunes genannt. Es wird aus Rohopium unter Hinzufügung von Essigsäurederivaten und anderen Chemikalien hergestellt.
Opium ist der getrocknete Milchsaft des Schlafmohns (Papaver somniferum) und enthält mehr als 20 verschiedene Alkaloide (u.a. Morphium, Codein).
Straßenheroin ist im Reinheitsgehalt sehr unterschiedlich (2 bis 30 %), d.h. neben dem Wirkstoff befinden sich noch sogenannte Streckmittel darin wie Laktose, Glukose, Koffein, Gips, Puderzucker, Paracetamol, Barbiturate u.a.. Heroin ist ein weißes, cremefarbenes, graues oder braunes Pulver.
Konsumform
Heroin wird intravenös injiziert, geraucht („Blech-“ bzw. „Folienrauchen“) oder gesnieft. Seltener ist die sogenannte "Anal-Injektion".
Allerdings entwickelt sich bei regelmäßigem intravenösen Konsum die körperliche Toleranz weiter nach oben und der Konsument benötigt eine immer höhere Dosis, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Die wirksame Dosis je nach Applikationsart liegt bei 2 - 10 mg reinem Heroin (das entspricht ca. 0,1 - 0,3 g Straßenheroin).
Wirkungen
Die Wirkung tritt entweder sofort (Injektion) oder nach 5 bis 10 Minuten (rauchen und sniefen) ein. Die Wirkungsdauer liegt je nach Reinheit bei 2 bis 4 Stunden.
Heroin ist ein starkes Analgetikum (Schmerzmittel) und Sedativum (Beruhigungsmittel), das depressiv auf das Zentralnervensystem (Atmung, Herztätigkeit und Stoffwechsel) wirkt. D.h. diese grundlegenden Körperfunktionen werden herabreguliert.
Es findet eine Verengung der Pupillen statt und entfaltet eine schmerzstillende und hustendämpfende Wirkung.
Nach der Einnahme (besonders bei intravenösem Konsum) tritt ein so genannter Flash oder Kick ein: übergroße Euphorie, intensives Wohlbefinden, vollständige Sorglosigkeit, starkes Lustempfinden.
Es schließt sich ein länger anhaltender Zustand von Zufriedenheit, Gelassenheit und Unbeschwertheit an.
Mögliche Nebenwirkungen
- Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Verlangsamung der Atmung, Blutdruckabfall.
- Atemlähmung, Bewusstlosigkeit bis zum Koma, Tod durch Atem- und/oder Herzstillstand. (siehe auch Erste Hilfe im Drogennotfall)
- Gefahr des Erstickens am eigenen Erbrochenen.
- „Shake“ (durch Verunreinigungen im Heroin bei intravenösem Gebrauch): Fieber, Schüttelfrost und Krämpfe, die bis zu einer Stunde andauern können.
- Sniefen: Schädigung der Nasenscheidewände und -schleimhäute, Geschwüre.
- Rauchen: Schädigung der Lunge (Ablagerungen des Rauches verkleben die Lunge)
- Spritzen: Venenentzündungen, Thrombosen, Infektionskrankheiten (Hepatitis, HIV/AIDS, Pilze, Bakterien).
- Bei regelmäßigem Konsum besteht die Gefahr von Organschädigungen durch Verunreinigungen im Heroin. Verstopfung, Abnahme der Libido, Gewichtsabnahme durch verminderten Appetit.
- Es besteht die Gefahr einer schnellen Abhängigkeitsentwicklung (psychisch und körperlich).
- Entzugssyndrom: zunächst Unwohlsein, Unruhe, Reizbarkeit und Schwächegefühl, dann körperliche Entzugssymptome wie Muskelschmerzen, Tränenfluss, Naselaufen, Gänsehaut, Schüttelfrost, Durchfall, Erbrechen, Fieber und Schlafstörungen.
Wechselwirkungen
Bei Konsum von Heroin in Kombination mit Alkohol, Kokain, Schlaf- und Beruhigungsmitteln u.a. wird die Wirkung unkalkulierbar. Deshalb möglichst kein Mischkonsum.
Safer Use
- Da der intravenöse Konsum besonders gesundheitsschädlich ist, sollte Heroin nach Möglichkeit geraucht oder gesnieft werden.
- Kein Drogenkonsum während der Schwangerschaft!
- Bei Heroin unbekannter Herkunft und Qualität zunächst niedrig dosieren.
- Nicht allein konsumieren, um bei einem Notfall Hilfe in der Nähe zu haben.
- Bei intravenösem Konsum: Einstichstelle mit Alkoholtupfern desinfizieren.
- Sauberes Besteck!
- Frisches oder besser steriles Wasser und frische Filter verwenden.
- Sparsam Ascorbinsäure statt Zitronensaft verwenden (durch das Fruchtfleisch sind Embolien möglich).
- Nur eigene neue bzw. saubere Nadeln benutzen (können in der Beratungsstelle oder im Café SonderBar gekauft oder gegen alte eingetauscht werden).
- Besser große Nadeln (16er, 18er) als Kleine, da so die Gefahr einer Venenverletzung geringer ist.
- Einstich immer in Herzrichtung und nur in Venen (dunkles Blut), nicht in Arterien (helles schaumiges Blut).
- Spritzen ist besonders gefährlich an Hals, Leiste, Fußsohle und Handinnenseite!
- Nach Cleanzeiten und bei unregelmäßigem Konsum besteht ein besonderes Überdosierungsrisiko.
- Es muss beachtet werden, dass der Körper in Abstinenzphasen sein Toleranzlevel zurückfährt. Die gleiche Menge Heroin, die man vorher konsumiert hatte kann dann zu Überdosierungen führen.
- Bei einer Überdosis kann der Betroffene bewusstlos werden oder sogar in ein Koma fallen. Die Haut wird kalt und bläulich - die Atmung flach und unregelmäßig.
- Bei Drogennotfällen sofort den Notarzt rufen. Unter der Nummer 19222 kann ein Notarzt angefordert werden. Es ist wichtig, bei der betreffenden Person zu bleiben und den Arzt aufzuklären, wie es zu dem Notfall gekommen ist.
Recht
Heroin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Erwerb, Besitz und Handel sind daher strafbar. Das Führen von Fahrzeugen unter dem Einfluss von Heroin ist verboten.