Über das Thema Medienabhängigkeit war lange Zeit häufig in den Medien zu hören und zu lesen. Da wurden Zahlen genannt wie 2% der Bevölkerung in Deutschland ist abhängig vom Internet. Bei den Jugendlichen seien es bis zu 5%.
Im Gegensatz dazu steht die geringe Anzahl der Ratsuchenden ebenso wie das scheinbar geringe Interesse von Eltern an Präventionsveranstaltungen zu diesem Thema.
Über diese Diskrepanz kann man sich Gedanken machen: Ein Grund könnte darin liegen, dass ein großer Teil der Menschen mit problematischer Onlinenutzung im sozialen Kontakt eher unsicher und zurückhaltend ist und wie jeder Abhängige große Angst vor dem Verlust des "Suchtmittels" hat.
Ein weiterer Grund der Vermeidung dieses Themas könnte in der Tatsache begründet sein, dass die Internetnutzung im privaten Bereich inzwischen zum Alltag gehört und auch aus beruflichen Anforderungen bei den wenigsten Tätigkeiten noch wegzudenken ist. Es ist also wenig verwunderlich, wenn eine häufige Nutzung von Onlineangeboten nicht automatisch mit der Reflexion des eigenen Handelns einhergeht.
In der heutigen Zeit ist es immer wichtiger, dass man ein gewisses Grundverständnis in der Nutzung von Medien besitzt, während die damit in Verbindung stehenden Gefahren oft zu kurz kommen. Gerade Kinder lernen früh die inhaltliche Nutzungsweisen kennen, wobei die "richtige" Nutzung nur beiläufig thematisiert wird. Hieraus kann eine rein auf den Konsum ausgelegte Nutzung entstehen, die anfänglich zwar als Genuss und Möglichkeit zum Abschalten erlebt wird, sich mit steigender Nutzungsdauer jedoch langfristig als einziges Mittel der Beschäftigung festigt.
Wissenschaftliche Fundierung – re:set 2018 - 2020
Von März 2018 bis März 2020 hat das Land Niedersachsen mit dem re:set!-Projekt den Aufbau von speziellen Angeboten zur Beratung und Hilfe bei Mediensucht oder Mediensuchtgefährdung an 16 Standorten in Niedersachsen gefördert. Ziel war eine langfristige Etablierung von qualifizierten Beratungs- und Hilfeangebote. Einer dieser Standorte war die Jugend- und Drogenberatung Wolfsburg. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts durch die MHH (Medizinische Hochschule Hannover) sorgte durch unterschiedliche Fortbildungen und regelmäßigen Austausch für eine Qualifizierung und Professionalisierung der Mitarbeiter in den Beratungsstellen. Die Jugend- und Drogenberatung Wolfsburg hat sich nach Projektende dafür entschieden diesen Bereich auch weiterhin in ihrem Beratungsangebot zu behalten.
Eine ausführliche Beschreibung des re:set!-Projekts finden Sie hier.